Alles fliesst: in einer Metropole wie Berlin ist Veränderung der Normalzustand, es wird gebaut, abgerissen, aufgewertet und wiederabgeschrieben. Ein pulsierender Organismus, der sich täglich neu entdeckt, fragil ist, sich in jedem Moment selbst auffressen und wieder in sich zusammen fallen kann. Ein Zustand der permanenten Überforderung – zwischen Glitzerperlen und Abfalltonne.
Es sind diese Gegensätze, die die Band Kreuz Ost in ihrer Musik verarbeitet:
Mal zarte, sommerlich weiche Elektro-Pop-Takte für Balkon-Frühstück und
Parkspaziergang, mal fordernde, energische Club-Beats für durchtanzte Partynächte und Dönerfrühstück im Morgengrauen. Über den elektronischen
Klängen der beiden Bandmitglieder Simon und Ralph schwebt sinnlich und
schwerelos Sängerin Pollys Stimme, die in deutschen Texten ihren Blick auf
die Stadt verrät. Ein ehrlicher, subjektiver Blick, der bewusst nicht nur
das Gute sehen will und ganz nah dran ist, an dem, was die Bewohner betrifft
und manchmal ratlos macht. Die großen Fragen, das rumorende Kopfchaos,
bespricht sie im Kleinen: „Zettel schreiben oder zum Frühstück bleiben?“ –
Kreuz Ost ist der passende Soundtrack zu der Stadt, die sich nicht
entscheiden kann – oder will. Ein paar Minuten Auszeit im
Großstadtkarussell, zum inne halten, Augen schließen, um sich auf den
Elektro-Beats schwebend hinweg zu träumen und der Sonne entgegen zu
blinzeln.
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