24.02.2023: The Pretty Reckless - Got So High - new music video out now
Who You Selling For
Zwischen 2013 und 2015 waren The Pretty Reckless quasi pausenlos um den Globus unterwegs, um ihr zweites Album live zu präsentieren – jenes ungestüme, wild aufbrausende und von katholischem Schuldbewusstsein inspirierte Going To Hell. Die Mischung aus knallhartem Rock & Roll und ungeschöntem Blues, die sie auf diesem Album präsentierten, bescherte der Band eine Top-5-Platzierung in den Billboard-Top-200, während die Singles „Fucked Up World“, „Follow Me Down“ und „Heaven Knows“ allesamt Platz 1 der Mainstream-Rock-Airplaycharts erstürmten. Letztere Single entpuppte sich in den Staaten schliesslich sogar als der grösste Rock-Radiohit des Jahres 2014, denn „Heaven Knows“ hielt sich sage und schreibe 18 Wochen lang an der Spitze der Liste. Der massive Erfolg von Going To Hell bedeutete für die Band aus New York City, dass die Fans sie unbedingt live sehen wollten, und so traten die beiden Songwriter Taylor Momsen (Gesang, Gitarre) und Ben Phillips (Gitarre), die schon seit 10 Jahren gemeinsam Musik machen, zusammen mit ihrem Bassisten Mark Damon und dem Schlagzeuger Jamie Perkins die „Going To Hell Tour“ an, in deren Rahmen sie gleich vierfach die USA durchkreuzen sollten, um zwischendurch auch noch drei Abstecher nach Europa zu starten. Ihre explosiven Live-Shows kamen auf beiden Seiten des Atlantiks dermaßen gut an, dass ihre so schon riesige Fanbase mit jedem Termin weiter wachsen sollte...
Obwohl die vierköpfige Band nach der zweijährigen Live-Odyssee nicht nur körperlich, sondern auch emotional ziemlich erschöpft war, stürzten sich Momsen und Phillips gleich danach auf die Arbeit an Album #3, Who You Selling For, das The Pretty Reckless im Oktober bei Razor & Tie veröffentlichen werden. „Es gab da einfach so viele Dinge, die wir loswerden wollten: Als hätten wir unterwegs auf Tour eine Dose so richtig ordentlich durchgeschüttelt – und sie dann nach der Rückkehr geöffnet: alles schoss regelrecht aus uns heraus“, berichtet Momsen über den Prozess. „Das Leben auf Tour hat ja etwas ziemlich Vereinsamendes: Man betrachtet die Welt nur noch durch ein Fenster, vom Tourbus oder vom Flugzeugaus. Zum Glück kann die Musik da selbst Abhilfe schaffen. Sie ist die einzige Sache, die einen wieder auf den Boden holt und einem Halt gibt, wenn man sich im Wald verrannt hat. Uns hat sie auf jeden Fall gerettet – und das nicht zum ersten Mal.“
Was für eine wichtige Rolle die Musik als Balsam für die Seele spielen kann, zieht sich denn auch als roter Faden durch die Songs von Who You Selling For, ein Album, auf dem sich Momsen und Phillips auf ganz unterschiedliche Stimmungen einlassen: Mal ist es Verwirrung, mal Frustration, mal sind es depressive Züge oder sogar richtige Verzweiflung, die in ihren Kompositionen mitschwingen. „Ja, wir hatten es wirklich bitter nötig, diese Gedanken und Gefühle endlich zu kanalisieren und auszudrücken“, meint Phillips rückblickend. „Dabei sind das ja alles Dinge, mit denen die meisten Menschen täglich konfrontiert werden – nur haben viele kein Ventil, um sie abzulassen. Letztlich sagen wir mit den Songs: ‘Gib nicht auf, dein inneres Wesen ist alles, was du hast – und daran musst du festhalten.’“
„Hangman“, der Eröffnungstrack (inspiriert übrigens von einem Gedicht, das Chidiock Tichborne am Abend seiner Hinrichtung verfasst hat, vor über 400 Jahren), handelt davon, die Kontrolle über den eigenen Geist und die eigene Seele zu haben – ganz gleich, in was für einer Lage man sich auch befinden mag. Danach legen Momsen und Phillips im Verlauf des Albums ganz unterschiedliche Regionen ihrer Psyche frei, graben immer tiefer – weil sie beide wissen, was für eine erlösende Kraft in der Musik, im Rock & Roll schlummert.
„Take Me Down“, zugleich die erste Singleauskopplung, erzählt von einer aussichtslosen Situation, wenn eine verzweifelt wirkende Momsen singt: „I spend all night and day / How much harder can I play? / You know I gave my life to rock and roll?“ „Der Song handelt davon, sich eine Sache so sehr zu wünschen, dass man dafür sogar seine Seele verkaufen würde“, erklärt sie und fügt hinzu, dass ihnen in diesem Fall der Song „Crossroads“ von Bluessänger Robert Johnson als Inspiration gedient habe: ein Stück, das viele dahingehend interpretiert haben, dass Johnson darin seine Seele an den Teufel verkauft – im Tausch gegen sein musikalisches Talent. „Back To The River“ handelt vom unbedingten Wunsch, alles hinter sich zu lassen und an einen Ort zu gehen, wo einen kein Mensch erreichen kann, während „Wild City“ von New York City handelt und wie es ist, allein als junger Mensch in dieser Stadt zu sein: „Genau genommen entstand der Song, während wir die Rivington Street in der Lower East Side entlangliefen“, so Momsen.
Der aggressivste Song des neuen Albums hört auf den Namen „Oh My God“: Laut Momsen eine „klassische Beichte, wie man sie in einem Tagebuch erwarten würde. Der Song spricht eigentlich für sich.“ Der Titelsong „Who You Selling For“ handelt von Musik als Form der Erlösung, und auch der Rest des Albums sieht im Rock & Roll „The Answer“. Den Albumtitel haben The Pretty Reckless auch deshalb so gewählt, weil sie ihre Fans damit auffordern wollen, den Blick auf ihr eigenes Leben zu richten und sich selbst diese Frage zu stellen: „Ich finde, man kann damit sehr gut hinterfragen, was man mit seinem Leben anstellt“, meint Momsen. „Diese Formulierung hinterfragt die Bedeutung jeder einzelnen Handlung, jeder Sache, der ich mich widme. Und sie verbindet die Songs der LP zu einem Ganzen, weil sie dazu auffordern soll, jedes andere Stück ebenfalls ganz genau anzuhören – und nach tieferen Bedeutungen zu suchen, die weniger offensichtlich sind.“
Klanglich präsentieren The Pretty Reckless auf Who You Selling For einerseits knallharten Rocksound („Oh My God“, „Prisoner“, „Wild City“, „Living In The Storm“), aber zugleich auch ruhigere Momente, in denen sie das Tempo drosseln – so z.B. im Fall von „The Walls Are Closing In“, „Take Me Down“, „Back To The River“, „Who You Selling For“ oder auch der Akustikballade „Bedroom Window“ und dem Abschlusstrack „The Devil’s Back“. Eine breite klangliche Palette also, auf der Momsen ihre ganze Stimmgewalt präsentieren kann: Obwohl sie gerade erst ihren 23. Geburtstag feiern konnte, gilt diese junge Dame nämlich längst als eine der Ausnahme-Frontfrauen in der aktuellen Rock-Landschaft, weil sie gleichermassen frech und verführerisch, streitlustig und dann wieder ganz sinnlich rüberkommen kann. Allein wie sie’s mit ihrer Mir-doch-egal-Lässigkeit immer wieder darauf anlegt, auf die Gunst der Fans zu pfeifen, ist schon beeindruckend – und es wird mit jedem Jahr noch beeindruckender. (Zur Info: Momsen war gerade mal 15, als sie das Rock/Grunge/Blues-Debütalbum Light Me Up mit The Pretty Reckless schrieb, das schliesslich im Jahr 2010 erscheinen sollte.)
Ihre Stimme wirkt dabei dieses Mal sogar noch intimer, was ganz klar der Aufnahmemethode geschuldet ist, die sie, Phillips und ihr angestammter Produzent Kato Khandwala für das neue Album gewählt haben. „Ja, natürlicher geht’s einfach nicht“, bringt Phillips die Sache auf den Punkt. „Die ganzen Songs basieren schlichtweg auf dem, wie’s live eingespielt wurde – und nichts wurde danach ausgebessert. Wenn Taylor ins Studio kam, den Song einsang und das nicht auf Anhieb klappte, zog sie so wieder ab.“ Und wenn mal mehr als Gitarre, Bass und Schlagzeug zum Einsatz kommen sollten, wurden zusätzliche Live-Musiker ins Studio geholt, so z.B. die Gitarristen Warren Haynes (Allman Brothers) und Tommy Byrnes (Billy Joel), der Keyboarder Andy Burton (Ian Hunter) und die Background-Sängerinnen Janice Pendarvis (David Bowie), Jenny Douglas-Foote (P!nk) und Sophia Ramos (Rod Stewart). „Das war wirklich fantastisch, mit so vielen Musikern in einem Raum zu spielen – und dann einfach nur die Aufnahmetaste zu drücken“, sagt die Sängerin über die Sessions. „Ein echt gutes Gefühl ist das, wenn man alle Beteiligten hinterher genau so hören kann, wie sie wirklich gespielt haben. Eine ganz andere Dynamik bekommen diese Songs dadurch, die ja schließlich in der Abgeschiedenheit eines Schlafzimmers entstanden sind. Klassischer und ehrlicher hätten die Aufnahmen nicht sein können: Was man da hört, ist genau das, wie’s sich im jeweiligen Moment angehört hat, ohne Schnickschnack, ohne Zusätze. Einfach nur dieser Moment.“
Der bedingungslose Wille der Band, in den Songs wirklich alles von sich preiszugeben, hat The Pretty Reckless eine massive und eingeschworene Fanbase beschert: Fans, die sich mit der Offenheit der Texte, dem Kein-Blatt-vor-den-Mund-Ansatz und dem druckvollen Sound von Momsen & Co. identifizieren können. „Mein Leben war bisher einfach so unfassbar schräg“, sagt die Sängerin abschliessend. „Ich habe mich schon immer als Einzelgängerin gesehen: Ich war allein und zog um die Welt, unterwegs auf irgendeiner Mission, von der ich selbst nicht so genau sagen konnte, worin sie eigentlich besteht. Unsere Fans sind diejenigen, die einfach immer da waren für uns. Sie haben uns den Rücken gestärkt, sind mit uns durch dick und dünn gegangen. Ich bin ihnen dafür wahnsinnig dankbar. Und sie inspirieren mich zum Weitermachen, auch dann, wenn ich wirklich nicht mehr weiss, wie das gehen soll. Ich weiß, dass das schon so oft gesagt wurde, aber es stimmt: Ohne sie wäre ich heute nicht hier. Sie sind es, die all das hier erst möglich machen.“
Hell remains a source
of inspiration for all kinds of art. It's impossible to
even catalog how many books, movies, plays, and records have been written on
the subject. However, the world's fascination with the big ole inferno never
dwindles or dissipates.
The Pretty Reckless' second full-length album Going to Hell flirts with those
themes, most notably on the raucous and roaring title track. Over a twisting and
turning riff and bombastic rhythm, frontwoman Taylor Momsen confidently
announces, "I'm going to Hell."
"We had so many insane things happening in our lives, we wanted to sum
everything up in one phrase," she recalls. "Going to Hell felt really appropriate. I
grew up Catholic and did the whole Catholic school thing, so it's in my
vernacular. We used religion as a metaphor, but the track relates to problems
everyone faces. I think this is the perfect time for us to be doing what we're
doing."
Even if the making of Going to Hell often felt like some kind of divine prank, one
senses this is their moment. After two years on the road The Pretty Reckless—
Momsen, Ben Phillips [guitar], Mark Damon [bass], and Jamie Perkins [drums]—
had risen through rock 'n' roll's ranks to become a profound, and
often polarizing, presence. The quartet sold over 350,000 albums and over 1
million digital tracks performing as headliners all around the globe
and supporting acts such as Guns N' Roses and Marilyn Manson.
Finally in September 2012, the band returned to Water Music Studios in New
Jersey to begin recording what would become their sophomore set with producer
Kato Khandwala. They had recorded much of their album when tragedy struck
as Hurricane Sandy ravaged the East Coast.
"The record was really coming together, and then this fucking hurricane takes out
the studio and everything we had," said Phillips. "Six feet of water destroyed our
room, and half-a-million dollars of gear was sitting in a pile of sewage and
sludge. Almost everything we had was wiped out in one fell swoop."
Momsen continues, "We were devastated... and then seeing New York City
completely black was pretty crazy. For streets and streets, there was nothing
but darkness. That's when we wrote the title track... it was all pretty intense."
Equally intense is the upcoming single "Heaven Knows". A big arena-size beat
resounds as Momsen's seductive snarl echoes, while she simultaneously
conducts a choir of school kids.
On another track, the acoustic strum of "Burn" singes with raw power, while
"Sweet Things" nods to Stanley Kubrick with its Lolita-style tale and
Momsen's haunting croon. She reveals, "It's a dark, turned-around, and twisted
story."
Ultimately GOING TO HELL is rock 'n' roll in its purest form. The Pretty Reckless
holds nothing back. "We did this album with the mindset of having no
boundaries,"Momsen concludes. "We didn't follow any formulas or
trends. We said anything we wanted to say. This is us."
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